Die «Planespotter», die fotografierenden Flugzeugfans, haben es dieser Tage nicht einfach. Wer am Rande des Flughafens Zürich nach fliegenden Boeing- und Airbus-Maschinen Ausschau halten möchte, muss sich gedulden. Denn Starts und Landungen sind noch immer eine Seltenheit. Zurzeit führt die wichtigste Airline, die Swiss, im Vergleich zur gleichen Periode im Jahr 2019 nur etwa 20 Prozent ihrer Flüge durch, wie Zahlen von Eurocontrol zeigen. Für den Flughafen Zürich stellt sich deshalb die Frage: Mit welcher Entwicklung lässt sich planen?
Die Zürcher Kantonalbank liefert darauf nun eine Antwort. In einem aktuellen Analysebericht beschreibt die Bank drei mögliche Zukunftsszenarien. Im schlimmsten Fall geht die Bank von einer kompletten Erholung der Passagierzahlen bis im Jahr 2027 aus. Erst in sechs Jahren würde somit das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht werden, als der Flughafen 31,5 Millionen Passagiere zählte. Dieses Jahr würden höchstens 30 Prozent des früheren Volumens erreicht.
Die ZKB konzentriert sich im Bericht auf den Aktienpreis, der in diesem Fall stark sinken würde. Viel mehr dürfte eine solche Entwicklung aber drastische Konsequenzen insbesondere für die Swiss haben. Massenentlassungen beim Kabinen- und Cockpit-Personal wären bei diesem Szenario kaum mehr zu verhindern.
Im besten Fall träte die vollständige Erholung laut ZKB 2023 ein. Und im mittleren Szenario erwartet die Bank eine Erholung bis 2025. In diesem Fall müsste sich der Flughafen im laufenden Jahr mit 40 Prozent des Passagiervolumens begnügen – was gegenüber dem Vorjahr immerhin einem Plus von 51 Prozent entsprechen würde.
In welche Richtung das Pendel ausschlagen wird, scheint derzeit äusserst unklar. Denn die Unsicherheitsfaktoren sind nach wie vor gross, wie die ZKB schreibt. So sind weitere Rückschläge im Kampf gegen die Pandemie nicht ausgeschlossen – wie diese Woche der Stopp des Johnson&Johnson-Impfstoffes gezeigt hat. In vielen Ländern ist die dritte oder vierte Welle bereits in Gang, da sich die Covid-Mutationen bemerkbar machen. Somit sind auch weiterhin stetig neue Einreiseregeln mit Quarantänepflicht möglich. Das ist Gift für die Flugbuchungen.
Die Bank rechnet denn auch mit einem schwierigen Frühlingsgeschäft, dafür mit besseren Zahlen während der Sommerferien. So plant die Swiss im Sommer 65 Prozent ihrer Kapazitäten von 2019 anzubieten. Fragt sich allerdings, wie stark am Schluss diese Maschinen mit Ferienreisenden gefüllt sind.
Das Problem aus Zürich-Sicht: Im Gegensatz zu grossen Ländern wie den USA oder China fehlt es hierzulande an einem Binnenmarkt. Der Flughafen und die Swiss hängen stark vom internationalen Fernverkehr ab, was die Erholung verzögert. Zudem dürfte die Rückkehr der Geschäftsreisenden am längsten dauern, da viele Businessmeetings auch künftig online stattfinden werden.
Trotz aller Unsicherheiten befindet sich der Flughafen Zürich im Ausland im Expansionsmodus. Im Oktober hat er einen Konzessionsvertrag in Indien für den Bau und Betrieb des Flughafens in Noida, südlich von Delhi, unterzeichnet. Die Laufzeit beträgt 40 Jahre und dereinst sollen dort bis zu 12 Millionen Passagiere jährlich verkehren. Im zweiten Halbjahr beginnen die Bauarbeiten, die bis zu vier Jahre in Anspruch nehmen werden. Investitionsvolumen: 650 Millionen Franken.
Laut ZKB ist dieser Betrag «gerade in Zeiten der Pandemie ein grosser Brocken». Kommt hinzu, dass in der Heimat gespart werden muss. Die bevorstehenden Investitionen hat der Flughafen deutlich reduziert. Für 2021 sind nur noch 220 Millionen Franken budgetiert anstatt 300 Millionen wie noch vor einem Jahr. Denn im Vorjahr stieg die Nettoverschuldung von 1,2 auf 1,4 Milliarden Franken an.
Also als Seltenheit würde ich das definitiv nicht mehr bezeichnen. Das sind Welten zu letztem Sommer...
Ich verfolge manchmal aus Spass den Flugverkehr (LiveATC + Flightradar24) und höre draussen praktisch jedes Flugzeug, das von Osten her angeflogen kommt oder Richtung Osten wegfliegt.
Wenige sind das definitiv nicht mehr und ich frage mich manchmal schon, wer sich das antut und im Moment rumreist.
Aus Sicht Natur wäre dies der beste Fall...