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Der Erfindungsgeist der Menschen wird traurigerweise oft vom Krieg beschwingt. Er treibt sie an, neue Werkzeuge zu schaffen, Maschinen und Bomben zu bauen. Er fertigt Rüstungen an, die ihn vor den gegnerischen Waffen schützen sollen. Und manche davon sind so aussergewöhnlich, dass man sich heute nur darüber wundern kann:
Der Erste Weltkrieg wurde mit Giftgas, U-Booten und Panzern geführt. Die Flugzeuge verwandelten das Schlachtfeld in einen dreidimensionalen Raum. Die Kavallerie war überflüssig geworden. Der Mensch setzte moderne Technik ein, um industriell zu morden. Zerstörung stand an erster Stelle, und darüber schien man ganz zu vergessen, die eigenen Leute vor diesen effektiven Todesmaschinen zu schützen.
Anfangs standen sich die Soldaten in den Schützengräben noch mit ihren ledernen Pickelhauben, Mützen und Kappen gegenüber, während sie sich in stundenlangem Artilleriefeuer mit Splitter- und Schrapnellgeschossen grausam verstümmelten. Dann kam der Stahlhelm. Auf französischer und britischer Seite schnell, auf deutscher eher zögerlich.
Es wurde experimentiert mit Helmen, ja mit ganzen Rüstungen, die derart antiquiert wirken, als wären die Menschen im frühen 20. Jahrhundert geradewegs ins Mittelalter zurückgefallen.
Der Körperpanzer des amerikanischen Wissenschaftlers Guy Brewster ist so ein Beispiel. Unsäglich schwer, aber er vermochte die Kugeln eines Maschinengewehrs aufzuhalten.
Der Helm war komplett unbeweglich, der Träger konnte also nur gerade aus sehen. Doch das hielt Brewster nicht davon ab, dem amerikanischen Militär seine Erfindung vorzuführen. Er schlüpfte in seine Rüstung und stellte sich in den Kugelhagel. Er blieb unverletzt, doch für den Einsatz im Krieg wurde sein Eisenmann für untauglich befunden.
Die Briten entwickelten derweil ebenso fragwürdige Dinge: Dieses beängstigende Exemplar eines Gesichts-Schildes wurde von John Berkeley entworfen. Eine Stahlplatte, die wunderbar unter den Schirm einer Soldatenmütze passte. Sie hat es nie über das Versuchsstadium hinausgeschafft.
Was aber tatsächlich auf deutscher Seite zur Anwendung kam, war der Grabenpanzer.
Dieser Helm wurde 1918 in einem Stahlwerk in Baltimore hergestellt: Die Ketten-Vorrichtung diente dazu, die Augen des Trägers vor Steinen, Schrapnellen und anderen herumfliegenden Bruchstücken zu schützen.
Am erstaunlichsten von all diesen anarchonistisch wirkenden Erscheinungen im Ersten Weltkrieg waren jedoch diese gregorianischen Männer vom Stamm der Chewsuren. Ein Bergvolk, beheimatet im Grossen Kaukasus.
Mit ihren Kettenhemden, Schilden und Ritterschwertern scheinen sie frisch vom zwölften Jahrhundert in die östlichen Gefechte der Kaukasusfront gepurzelt zu sein. Und tatsächlich geht eine örtliche Legende davon aus, dass das Volk der Chewsuren europäischen Ursprungs ist. Es heisst, sie stammten von französischen Kreuzrittern ab, die vor 800 Jahren gen Osten zogen, sich aber verirrten und durch die Türkei und Armenien ritten, um sich schliesslich in den georgischen Bergen des Grossen Kaukasus niederzulassen.
Doch die meisten modernen Geschichtswissenschaftler bestreiten diese These. In vielen zeitgenössischen Manuskripten ist allerdings von Kreuzrittern in Georgien die Rede, die gegen Muslime in die Schlacht zogen. Und auf manch einem Schild der Chewsuren stehen die Buchstaben A.M.D. – Ave Mater Dei. Der Spruch der Kreuzritter.
Die polnischen Flügelhusaren lehrten ihre Feinde im 16. und 17. Jahrhundert das Fürchten. Für fast zweihundert Jahre waren sie ungeschlagen auf den europäischen Schlachtfeldern. Anfangs als leichte Kavallerie eingesetzt, entwickelte sie sich allmählich zur schweren Reiterei. Ihre Aufgabe bestand darin, die feindlichen Einheiten zu zerschlagen und zur Flucht zu zwingen.
Neben Brustpanzer, Armschienen, Helm, Reitersäbel, Schild und Lanze trugen sie am Rückenpanzer zwei befestigte Flügel; Holz- oder Stahlbügel mit daran befestigten Adlerfedern, die bis über den Kopf des Reiters hinausragten. Über den Ursprung und den Zweck der Flügel wird allerdings spekuliert:
Manche Historiker glauben, sie waren nichts weiter als Schmuck. Damit sie einen ordentlichen Eindruck machten bei der Parade. Die meisten Rückenpanzer weisen auch keine Spuren auf, woran man erkennen könnte, dass solcherlei Flügelstangen daran befestigt wurden.
Eine andere Theorie geht davon aus, dass die Flügel im Kampf benutzt wurden, damit die Reiter möglichst riesig und furchteinflössend wirkten. Zusätzlich sollen die Federn beim Galoppieren ein Rauschen verursacht haben, das die gegnerischen Pferde zu erschrecken vermochte. Allerdings wird dieses Geraschel im Getöse der Schlacht, wo Kanonen donnern, Schwerter klirren und Sterbende brüllen eher untergegangen sein.
Kampftechnisch mochten sie die Rücken der Reiter vor Säbelhieben schützen und die von den feindlichen Tataren verwendeten Fang-Lassos abwehren. Die Tataren selbst haben allerdings bewegliche Holzstangen gegen die fiese Schlinge eingesetzt, wodurch das Seil keinen Halt fand und der Reiter nicht aus dem Sattel gerissen werden konnte.
Dieser extravagante Helm gehörte ursprünglich zur höfischen Prunkrüstung von Maximilian I., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. 1514 schenkte er ihn mitsamt der dazugehörigen Rüstung, die heute leider verloren ist, dem englischen Regenten Henry VIII.
Zeitweise wurde er wegen seiner bizarren Form sogar Heinrichs Hofnarren William Sommers zugeordnet. Doch eigentlich passt der Helm wirklich gut zu diesem eigensinnigen König, dessen Geilheit zu einem grossen Teil dazu beitrug, dass England sich vom Katholizismus abwandte und reformiert wurde. Nur war nicht er der Gehörnte, sondern eher seine sechs Gatinnen, die er wahlweise – starben sie nicht vorher – verliess oder aufs Schafott schickte, sobald eine andere Frau das Liebesfeuer in ihm entfachte.
Um den Äquator herum verstreut im weiten Pazifik liegen die vielen mikronesischen und polynesischen Inseln des Staats Kiribati. Bis 1979 gehörte der grösste Teil davon, die Gilbertinseln, zum britischen Empire.
Diese Atolle und Inseln sind die Heimat einer der wundersamsten Krieger der Geschichte. Sie machten ihre Kriegsgeräte aus den Materialien, die ihr Land und das Meer hergab. Ihre Rüstung flochten sie aus der starken Kokosfaser und menschlichen Haaren. Rücken und Nacken wurden durch einen langen, ebenso gewobenen, Schild vor heimtückischen Pfeilen und Speeren geschützt, der am Brustharnisch befestigt war.
Zusätzlich wurden sie derart nicht von den fliegenden Steinen getroffen, die ihre Frauen in einem Kampf von hinten gegen den Feind schleuderten. Der Gürtel, mit dem man den Harnisch enger schnallen konnte, wurde aus der harten Haut von Stachelrochen gefertigt.
Ihre Waffen – Speere, Schwerter, Dolche und Keulen – bestanden alle aus dem Holz der Kokospalmen, gespickt mit Haifischzähnen. Und als Helme trugen sie die getrockneten Kadaver des todbringenden Kugelfisches.
Dafür mussten die giftigen Tiere im aufgeblasenen Zustand gefangen werden. Die Männer vergruben die Fische dann im Sand, buddelten sie eine Woche später wieder aus und bastelten aus dem Gerippe ihre Helme, indem sie es auf Kokosnussschalen pfropften.
Doch diese Aufmachung diente den Kämpfern nicht allein kriegerischen Zwecken. Sie war auch Teil ritueller Duelle, in denen die Männer ihre stammesinternen Streitereien beilegten und ihre Ehre unter Beweis stellten.