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Ist CO2-neutrales Fliegen möglich? Schweizer Forscher geben Antwort

Ein Airbus der Swiss ist auf dem Flug nach Amsterdam von einem Blitz getroffen worden und ist aus Sicherheitsgründen nach Zürich zurückgekehrt. (Symbolbild)
Spoiler: Kerosin bleibt weiterhin der Treibstoff – aber man könnte es CO2-neutral herstellen.Bild: KEYSTONE

Ist CO2-neutrales Fliegen möglich? Schweizer Forscher geben eine überraschende Antwort

Batterien sind zu schwer, CO2-freies Fliegen klappt nur mit synthetischen Treibstoffen. Wie das geht, zeigen Schweizer Forscher.
28.03.2021, 06:01
Bruno Knellwolf / ch media
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Wenn wir bis zum Jahr 2050 eine CO2-neutrale Schweiz wollen, muss auch der Flugverkehr ohne fossile Treibstoffe auskommen. Doch Batterien sind für ein Flugzeug zu schwer und nicht effizient. An Kerosin führt somit kein Weg vorbei, auch weil es ein Gemisch aus Kohlenwasserstoffen mit sehr genau spezifizierten chemischen und physikalischen Eigenschaften ist, die für die Ökonomie und Sicherheit des Flugbetriebes entscheidend sind.

Um auf Erdöl verzichten zu können, muss ein Flugzeug in Zukunft mit einem synthetisch hergestellten Kerosin betankt werden. Der synthetische Treibstoff muss dieselben Eigenschaften aufweisen wie das herkömmliche Kerosin. Brigitte Buchmann von der Empa:

«Ein Syntheseprozess, der solche Treibstoffe aus erneuerbaren Ressourcen herstellt, ist daher sehr gefragt.»

Die Eidgenössische Forschungsanstalt hat sich nun mit de­m Paul-Scherrer-Institut (PSI) zusammengetan, um in den nächsten drei Jahren mit der mit 6.2 Millionen vom ETH-Rat finanzierten Initiative «SynFuels» einen Prozess zu entwickeln, um Kerosin aus erneuerbaren Ressourcen herzustellen.

Kohlendioxid für Treibstoff-Herstellung

«Flugzeugtreibstoffe sind die Treibstoffe mit der höchsten Qualität. Wenn wir es schaffen, sie aus erneuerbaren Ressourcen herzustellen, dann können wir auch alle anderen Kraftstoffe synthetisieren», sagt Thomas J. Schmidt vom PSI. Hergestellt wird der synthetische Treibstoff aus Kohlendioxid CO2 und Wasserstoff.

Das CO2 kommt dabei aus verschiedenen Quellen, zum Beispiel aus Biomasse, aus industriellen Produktionsprozessen oder aus der Umgebungsluft. Eine Testanlage, bei der CO2 aus der Luft für die Produktion von synthetischen Treibstoffen hergestellt wird, hat die ETH Zürich weltweit erstmals 2019 auf ihrem Dach installiert. Eine Mini-Raffinerie, die aus Sonnenlicht und Luft flüssigen Treibstoff für Flugzeuge macht.

Wasserstoff muss mit erneuer­barer Energie hergestellt werden

Der benötigte Wasserstoff wird nun auch bei der Synfuel-Initiative der Empa und des PSI aus erneuerbarem Strom erzeugt. Die Synthese des flüssigen Treibstoffs erfolgt nicht in einem einzigen Schritt, sondern über ein oder mehrere Zwischenprodukte wie Methan, Kohlenstoffmonoxid, Methanol, Ethylen oder Dimethylether.

Auch die Forschungen mit der Mini-Raffinerie auf dem ETH-Dach sind weitergekommen und werden vom ETH-Spin-off Synhelion betrieben. Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Firma einen Sonnenlichtempfänger getestet, mit dessen riesiger Energie und einer Temperatur von 1550 Grad Celsius Synfuel hergestellt wird.

Bis 2023 will Synhelion eine eigene Anlage in Betrieb nehmen und bis 2030 ein Produktionsvolumen erreichen, das die Hälfte des Bedarfs der Schweizer Zivilluftfahrt oder 15 Prozent des Schweizer Verbrauchs von Diesel und Benzin mit synthetischen Treibstoffen abdeckt. Die Firma wird von Flughafen Zürich und der Lufthansa Group unterstützt.

(aargauerzeitung.ch)

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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mäf
28.03.2021 07:14registriert Dezember 2014
Sicher ein guter Weg. Aber so oder so, um Reduktion & Verzicht kommen wir nicht drum rum.
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DerHans
28.03.2021 09:04registriert Februar 2016
Das hört sich ja fantastisch an! Da wird also im Jahr 2030 grüner Strom in Hülle und Fülle vorhanden sein, so muss ich mir nie wieder anhören, woher der Strom herkommen soll.
Leider höre ich seit 30 Jahren, dass syntetische Kraftstoffe und Wasserstoff kurz vor dem Durchbruch stehen, mal sehen was dieses Mal daraus wird.
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Ihr Kommentar hat 20min Niveau
28.03.2021 06:29registriert August 2017
Sicher etwas womit man anfangen kann. Interessant wäre zu wissen wie viel der Treibstoff im Vergleich zum konventionellen kostet?

Ich schätze aber das ist würde nicht der einzige Ansatz bleiben. Z.B. wäre es wichtig solche Witze wie BSL-BCN für 14.95CHF zu unterbinden.
Oder andere Witze wie ZRH - MUC ganz zu verbieten. Gerade da ist man mit dem Zug von Stadt zu Stadt unterm Strich sogar schneller, natürlich nur wenn der Zug nicht gleich in ein Gleis ohne Oberleitung geleitet wird 😂
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