Es gibt immer weniger Schweizer Bauern und Menschen, die sich um die Landwirtschaft kümmern? Das ist nur die halbe Wahrheit. Und vor allem: An Kreativität mangelt es nicht.Bild: shutterstock
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«Nachhaltig» ist ein Wort, das mittlerweile omnipräsent ist. Nicht alles, was als nachhaltig verkauft wird, ist es auch wirklich. Diese sechs Schweizer Projekte beweisen, das nachhaltig auch erfolgreich sein kann.
04.10.2015, 20:0828.05.2020, 13:21
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Heuschrecken und Mehlwurmburger statt Fleisch
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Essento ist ein Start-up aus der Ostschweiz, das Insekten in die Schweizer Küchen bringen will. Insekten bieten gegenüber anderen tierischen Proteinquellen eine ressourcenschonende Produktion. Laut dem vierköpfigen Team, das aus Absolventen der Universität St.Gallen und der ETH besteht, gibt es mehrere Gründe, die für den Verzehr von Insekten auch in unseren Breitengraden sprechen: Die Proteine und Nährstoffe der Krabbeltiere sind mit denen von Fisch und Fleisch vergleichbar. Die Zucht benötigt viel weniger Wasser und Land als die Produktion von anderen tierischen Proteinen, zudem erzeugt sie weniger Treibhausgase. Essento-Geschäftsführer Matthias Grawehr rechnet vor, dass mit zehn Kilogramm Futter sechs Kilogramm Insekten produziert werden können. Das ist das Sechsfache des Ertrages bei der Rinderzucht. Der Gedanke der Nachhaltigkeit sei für Essento zentral. Wann Insekten in der Schweiz in Läden als Nahrungsmittel angeboten werden dürfen, ist noch unklar. Das revidierte Lebensmittelgesetz befindet sich bis Oktober in der Vernehmlassung. Bis dann dürfen Insekten nur im privaten Rahmen und nicht kommerziell vertrieben werden.
Eine Kuh teilen
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Mehrere Leute teilen sich beim «Crowdbutchering» ein Rind. Das Tier wird dabei erst geschlachtet, wenn das gesamte Fleisch verkauft worden ist. Alles, was möglich ist, wird verwertet, um möglichst nichts zu verschwenden. Die Firma kuhteilen.ch garantiert nicht nur eine nachhaltige Produktion, sondern auch eine nachhaltige Vermarktung. Jedes Rind wird persönlich ausgewählt. Kuhteilen.ch setzt sich laut eigenen Aussagen für die Schweizer Bauern ein und bezieht die Rinder exklusiv von ihnen. Die Bauern würden einen fairen und überdurchschnittlichen Preis für die Tiere erhalten. Dies ermögliche es den Bauern, Investitionen in Weide- und Stallanlagen zu tätigen.
Die Gemüsetasche fürs Quartierdepot
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Faire Arbeitsbedingungen und ökologische Produktionsmethoden stehen im Zentrum der Idee von Ortoloco aus Zürich. Ortoloco ist eine selbstverwaltete Gemüsekooperative von Bauern und Konsumenten. Die Mitglieder versuchen so zu wirtschaften, dass sie dahinter stehen können. Das heisst: Die Genossenschaft pachtet von einem Biohof Ackerland und baut unter der Anleitung von Gärtnern über 60 Gemüsesorten an. Das Gemüse wird von den Beteiligten jede Woche geerntet, verteilt und konsumiert. Die Kosten wie auch die Risiken tragen alle gemeinsam: Für die Bauern fallen die oft fragwürdigen Ansprüche des Marktes weg, was ökologisch und sozial zu besseren Bedingungen in der Landwirtschaft führt. Ein Abo für ein Jahr für eine kleine Gemüsetasche, die jede Woche in eines der Quartierdepots gebracht wird, kostet 1'100 Franken. Der Inhalt ist für zwei bis drei Personen gedacht. Die grosse Tasche für vier bis sechs Personen gibt's für 2'200 Franken.
Gleich geht's weiter, aber zwischendurch ein Hinweis:
Bienenclub – Imker in Schulen
Seit einigen Jahren kommt es immer wieder einmal zu Massensterben von Bienenvölkern. Die Ursache dafür ist bisher noch unklar. Die Gefahr, vor der Albert Einstein bereits 1949 gewarnt hat, aktueller denn je:
«Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.»
Albert Einstein
Ein Schweizer Projekt, das sich für den Erhalt von Bienen und deren Verbreitung einsetzt, ist der Bienenclub. In Uettligen bei Bern haben die Mitglieder beim Altersheim Hofmatt einen Lehrbienenstand erstellt, auf dem jährlich Imkerkurse für Kinder und Jugendliche stattfinden. Doch der Bienenclub bringt auch Bienenschaukästen ins Schulzimmer. Und alle Schüler, die Interesse haben, können mit Unterstützung des Clubs ihre eigene Bio-Imkerei betreiben. Aufbau und Betrieb der Imkerei mit Honigbienen wird ihnen in der Praxis erklärt. Und so wächst die Zahl der Jungimker in der Schweiz, aber auch das Verständnis für die kleinen Tierchen.
6 weitere interessante Projekte zu Bienen gibt es hier: probienen.ch
Esel, Ziegen, Rinder und Schafe als Rasenmäher
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Über 2400 Hektare Trockenwiesen und Trockenweiden sind im letzten Jahrhundert im Alpenraum verschwunden, weil sie nicht mehr bewirtschaftet wurden. Die typische Artenvielfalt dieser Lebensräume geht dadurch verloren. Deshalb hat Pro Natura das Projekt Allegra Geissenpeter ins Leben gerufen. Dabei arbeitet Pro Natura mit lokalen Bauern und den Gemeinden zusammen. Dabei sorgen Esel, Dexter-Rinder, Ziegen und Schafe dafür, dass die entsprechenden Weiden wieder genutzt werden, nicht verbuschen oder verwalden und so die Trockenstandorte nachhaltig gesichert werden können. Der Einsatz der Tiere ist ein Erfolg. In den Gebieten leben heute wieder 77 Tagfalter- und 22 Heuschreckenarten. Das entspricht 40 Prozent aller einheimischen Tagfalter und 20 Prozent aller Heuschreckenarten.
Artenvielfalt durch Saat aus der Region
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In der Schweiz gibt es immer weniger artenreiche Wiesen, die Biodiversität fehlt. Hier setzt das Projekt Regio Flora an. Es bekämpft im Handel erhältliche Saatmischungen, da solche Saatmischungen beispielsweise standortfremde Arten einführen können. Regio Flora fördert die regionale Artenvielfalt auf Wiesen durch mehr Direktbegrünungen. Mit der Übertragung von Saatgut einer Spendefläche auf eine möglichst nahe gelegene Empfängerfläche kann die typische Artenvielfalt einer Region gefördert und regional angepasste Ökotypen erhalten werden.
Und zum Abschluss noch ein Test: Welches Tier bist du? Finde es heraus beim Psycho-Quiz.
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Aussenminister Ignazio Cassis hat am Dienstag seinen österreichischen Amtskollegen Alexander Schallenberg im Bundeshaus empfangen. Beim offiziellen Besuch standen unter anderem sicherheitspolitische Fragen und die Neutralität auf dem Programm.