Aus der weiten Welt des Wissens haben wir wieder einmal ein paar Fakten zusammengetragen, deren Kenntnis zugegebenermassen nicht unbedingt überlebenswichtig ist. Erstaunlich sind sie jedoch allemal – und sie eignen sich bestens dazu, einem zähen Small Talk etwas Würze zu verleihen.
Katzen sind Karnivoren in Reinkultur. Süsses, das weiss jeder Besitzer eines Stubentigers, sagt ihnen dagegen nichts. Seit 2005 ist klar, warum das so ist: Damals veröffentlichten Wissenschaftler eine Studie, in der sie nachweisen konnten, dass ein Gendefekt verantwortlich für die fehlende Lust auf Süsses ist. Bei den meisten Säugetieren enthält der Rezeptor für Süsses zwei ineinander verzahnte Proteine. Den Katzen fehlen Teile eines Gens, das den Bauplan für eines dieser Proteine enthält – damit ist dieser Rezeptor in den Geschmacksknospen der Katzenzunge funktionsunfähig. Der Defekt betrifft nicht nur Hauskatzen, sondern auch Tiger oder Geparde. Er dürfte daher relativ früh in der Evolution der Katzen aufgetreten sein.
Metall dehnt sich aus, wenn es erwärmt wird. Diese thermische Expansion sorgt auch dafür, dass der Eiffelturm im Sommer höher ist als im Winter. Die normale Höhendifferenz liegt bei etwa 15 Zentimetern, aber an heissen Sommertagen kann das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt bis zu 30 Zentimeter höher in den Himmel ragen als an kalten Wintertagen. Der insgesamt 10'010 Tonnen schwere Eisen-Koloss – die Metallkonstruktion allein wiegt 7300 Tonnen – besteht aus 18'038 Metall-Teilen, die von rund 2,5 Millionen Eisennieten zusammengehalten werden. Aufgrund der Winddurchlässigkeit der Konstruktion kann der Turm auch schweren Stürmen standhalten: Die Spitze bewegt sich bei Windgeschwindigkeiten von 180 km/h lediglich um 12 Zentimeter.
Soll niemand sagen, dass sich Seepferd-Männchen nicht um ihren Nachwuchs kümmern. Im Gegenteil: Die zur Familie der Seenadeln gehörenden Fische, deren Kopf so auffallend dem eines Pferds ähnelt, brüten die befruchteten Eier nicht etwa nur aus, sondern betten sie wie bei einer Schwangerschaft in ihr Gewebe ein und versorgen sie mit Sauerstoff und Nährstoffen. Gesteuert wird dies vom Hormon Prolactin, das auch bei Frauen die Milchproduktion stimuliert. Auch die Geburt der geschlüpften Nachkommen nach zehn bis zwölf Tagen erfolgt unter wehenartigen Krämpfen.
Zwar stammen die Spermien wie bei anderen sich geschlechtlich fortpflanzenden Tieren vom Männchen und die Eier vom Weibchen, doch auch der Geschlechtsakt findet unter umgekehrten Vorzeichen statt: Beim Liebesspiel spritzt das Weibchen die Eier – je nach Art zwischen 150 und 2000 – mit einer penisähnlichen Legeröhre in die Bauchtasche des Männchens, wo sie von den Spermien befruchtet werden.
Dass die Erde gar nicht eine vollkommene Kugel ist, weiss heute fast jedes Kind. Durch die Rotation um ihre Achse treten am Äquator grössere Fliehkräfte auf als an den Polen, so dass der Planet eher an ein Ellipsoid erinnert. Zwar würde man die Abplattung der Erde an den Polen vom Weltall aus betrachtet kaum bemerken, da sie nur 0,3 Prozent beträgt. Bei den schnell rotierenden Gasriesen Jupiter und Saturn ist sie dagegen bereits sichtbar. Anders die Sonne: Sie rotiert zwar auch um ihre Achse, aber mit rund 25 Tagen pro Drehung viel langsamer. Sie ist denn auch wirklich kugelrund – die Abflachung beträgt wenige Kilometer bei einem Durchmesser von 1,4 Millionen Kilometer. Selbst mit Satellitenmessungen sind kaum Unregelmässigkeiten feststellbar.
Manche Vögel fliegen ohne Unterbrechung für mehrere Tage. Manche sogar noch länger, wenn sie riesige Strecken zurücklegen. Wie ist das möglich – schlafen diese Tiere im Flug? Möglich wäre zum Beispiel, dass sie nur mit jeweils einer Gehirnhälfte schlafen. Bei Enten ist das belegt: Die Tiere am Rande einer Gruppe halten jeweils das nach aussen gerichtete Auge offen und die dazugehörende Gehirnhälfte bleibt wach.
Eine Studie mit Beteiligung der ETH konnte schliesslich nachweisen, dass Fregattvögel tatsächlich während des Flugs schlafen, und zwar oft mit beiden Gehirnhälften gleichzeitig. Diese Seevögel, deren Flügelspannweite mehr als zwei Meter erreichen kann, fliegen bis zu zehn Tage ununterbrochen über dem Ozean und fangen fliegende Fische und anderes Meeresgetier. Pro Tag schlafen sie im Schnitt nur 42 Minuten, jeweils nur wenige Minuten am Stück. Sie fallen im Gleitflug nicht nur in Tiefschlaf, sondern haben auch kurze Phasen von REM-Schlaf. An Land indes schlafen die Seevögel gut und gern zwölf Stunden am Tag.
Im Osten des US-Bundesstaats Kentucky lebten im 19. Jahrhundert mehrere Personen, deren Hautfarbe permanent bläulich verfärbt war: die «blauen Leute von Kentucky». Der Grund für diese Abweichung von der Norm war die extrem seltene Krankheit Methämoglobinämie, bei der eine erhöhte Konzentration von Methämoglobin im Blut auftritt. Bei den betroffenen Menschen ist das arterielle Blut bräunlich statt rot, was bei Personen mit eigentlich weisser Hautfarbe zu einem mehr oder minder ausgeprägten bläulichen Farbton führt.
Die Krankheit ist vererbbar, sie manifestiert sich aber nur dann, wenn beide Elternteile das rezessive Gen besitzen. Dies ist angesichts der Seltenheit höchst unwahrscheinlich – doch in in dieser dünn besiedelten, abgelegenen Region der Appalachen heirateten die Leute oft Partner, die mit ihnen verwandt waren. Am Anfang der Vererbungskette standen ein französischer Einwanderer, Martin Fugate, und dessen amerikanische Frau Elizabeth Smith, die beide das rezessive Gen trugen und sieben Kinder hatten. Ihre Nachkommen wurden ab den 1960er-Jahren mit Methylenblau behandelt, so dass ihre Hautfarbe normal wurde. Die Zunahme der Bevölkerung und die Abnahme des Inzests hat mittlerweile dazu geführt, dass es in Kentucky kaum mehr Personen mit diesem Gendefekt gibt.
2012 entwickelten deutsche Forscher ein Graphit-Aerogel mit einem Gewicht von 0,18 Milligramm pro Kubikzentimeter. Das ist leichter als Luft, die pro Kubikzentimeter knapp 1,3 Milligramm auf die Waage bringt. Den Titel als «leichtestes Material der Welt» konnte die deutsche Erfindung jedoch nicht lange behaupten: Zwei Jahre später stellten chinesische Forscher ein Aerogel auf Carbon-Basis her, das mit 0,16 Milligramm pro Kubikzentimeter einen neuen Rekord aufstellte. Das poröse und sehr elastische Material, das auch nach einer starken Kompression wieder seine ursprüngliche Gestalt annimmt, ist so leicht, dass ein daraus bestehendes Objekt von der Grösse einer Kaffeetasse auf einem Grashalm der Gattung Setaria ruhen kann, ohne dass sich dieser verbiegt. Zudem kann das Material das 900-Fache seines eigenen Gewichts an Öl aufnehmen – herkömmliche Öl-Absorber schaffen nur das 10-Fache.
Die Quallen-Art aus der Familie der Oceaniidae ist ziemlich klein: Turritopsis dohrnii erreicht nur eine Grösse von wenigen Millimetern und lebt im Mittelmeer vor den Küsten Italiens und Mallorcas. Wie bei anderen Nesseltieren kennt ihr Lebenszyklus einen sogenannten Generationswechsel: Auf ein festsitzendes Stadium als Polyp folgt ein frei schwimmendes als Meduse. Was Turritopsis dohrnii aber speziell macht, ist ihre potenzielle Unsterblichkeit: Zellen im Aussenschirm der Qualle können durch Transdifferenzierung zum Keim eines neuen Polypen werden, der mit der Meduse genetisch völlig identisch ist und aus dem eine neue identische Meduse hervorgeht. Damit kann Turritopsis dohrnii den Lebenszyklus immer wieder durchlaufen und ist theoretisch unsterblich.
Der südostasiatische Stadtstaat ist berüchtigt für seine drakonischen Strafen: So werden auch geringe Vergehen mit Bussen, Haftstrafen oder Stockhieben geahndet, beispielsweise die Einfuhr von Kaugummi. Bei Drogendelikten droht selbst die Todesstrafe. Generell ahndet die Justiz in Singapur auch Verhaltensweisen, die in anderen Ländern lediglich als unhygienisch oder unhöflich gelten, etwa das Spucken auf die Strasse. Dazu gehört auch, in einer öffentlichen Toilette die Spülung nicht zu betätigen. Dieses Delikt, falls entdeckt, kann zu einer Busse von 150 Singapur-Dollar (umgerechnet rund 101 Franken) führen.
Verwandtschaftsverhältnisse sind in der Biologie nicht immer augenfällig. So würde man Krokodile und Vögel aufgrund ihrer äusseren Gestalt wohl eher nicht als näher verwandt betrachten. Die Vögel gelten aber schon seit längerem als einzige überlebende Gruppe der Dinosaurier, die zu den Archosauriern gehörten. Und das einzige heute noch lebende Taxon der Archosaurier sind neben den Vögeln die Krokodile. Die Flugsaurier und mehrere Gruppen der Dinosaurier, die ebenso dazu zählten, sind ausgestorben. Vögel und Krokodile stehen einander daher entwicklungsgeschichtlich näher als den übrigen modernen Reptilien. Ihre relativ enge Verwandtschaft zeigt sich unter anderem im Bau ihres Herz-Kreislauf-Systems.
Wenn die Begriffe «Auge» und «Rasiermesser» im gleichen Satz auftauchen, dürfte mancher, der den surrealistischen Film «Un chien andalou» von Luis Buñuel gesehen hat, an dessen Eröffnungsszene denken. In China hingegen soll es eine alte medizinische Praxis sein, mit dem Rasiermesser den Augapfel zu «rasieren», um so Schmutz und mögliche Geschwüre zu entfernen und damit die Sicht zu verbessern. Früher sei diese Methode noch in Krankenhäusern angewendet worden, doch heute seien es nur noch wenige Barbiere, die diese Tätigkeit ausüben, darunter Xiong Gaowu, der in Chengdu in der südwestlichen Provinz Sichuan lebt. Gaowu geht seinem Beruf seit vierzig Jahren nach und arbeitet auf der Strasse. Das Rasiermesser wird zuerst sterilisiert, danach reinigt Gaowu das Innere der Augenlider mit einer wischenden Bewegung. Danach streicht er mit einem Metallstäbchen, dessen Ende kugelförmig ist, über den Augapfel. Bisher habe er dabei noch nie jemanden verletzt, behauptet Gaowu.
Meet Xiong Gaowu, the 62-year-old who can clean your eyes with an age-old technique https://t.co/DtszGpXHtk pic.twitter.com/mQ20TLrmYc
— CGTN (@CGTNOfficial) September 8, 2017
Schweiss an sich stinkt nicht. Die Flüssigkeit, die aus den erst in der Pubertät aktivierten apokrinen Schweissdrüsen abgesondert wird, ist ein milchiges Sekret, das nahezu geruchlos ist. Erst wenn Bakterien auf der Haut die in dem Sekret enthaltenen langkettigen Fettsäuren zersetzen, entstehen unter anderem Ameisen- oder Buttersäure, die den typischen Schweissgeruch verursachen. In den apokrinen Schweissdrüsen findet sich ein Protein namens ABCC11, dessen korrespondierendes Gen nur bei einigen Säugetieren und auch dem Menschen vorkommt. Bei zahlreichen Menschen – vornehmlich in Nordostasien – ist dieses Gen aufgrund einer Mutation nicht funktionsfähig. Die Folge dieses Gendefekts, der rezessiv vererbt wird: Die betroffenen Personen haben – neben einer anderen Art von Ohrenschmalz – einen deutlich schwächeren Körpergeruch. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass Japaner früher Europäer und Amerikaner wenig schmeichelhaft als «Butter-Stinker» bezeichneten.
Affen sind auch nur Menschen, ist man versucht zu sagen. Männliche Rhesusaffen reagieren nämlich ähnlich wie viele menschliche Vertreter des männlichen Geschlechts auf Bilder von Hinterteilen des anderen Geschlechts. Amerikanische Forscher nahmen das Verhalten der Primaten unter die Lupe und konnten nachweisen, dass die Rhesusaffen-Männchen sogar dafür «bezahlten», dass sie einen Blick auf einen weiblichen Po werfen durften. Allerdings sagten ihnen nicht nur diese Bilder besonders zu, sondern auch solche von dominanten männlichen Artgenossen.
Im Versuch konnten die Affen wählen: Entweder erhielten sie eine grosse Menge Fruchtsaft ohne Bilder oder eine kleinere Menge, dafür durften sie jedoch Bilder betrachten. Nahezu alle Testaffen entschieden sich für die zweite Variante. Wer nun denkt, es handle sich dabei um eine Art von tierischer Pornographie, liegt aber falsch. Die Forscher betonen, die Männchen seien darauf konditioniert, die sexuelle Verfügbarkeit von Weibchen zu prüfen und zugleich das Verhalten der dominanten Männchen im Auge zu behalten.
Es ist ein in den allermeisten Fällen unblutiger Kampfsport: In China ist der Grillenkampf weit verbreitet und wird in Turnieren betrieben, bei denen um viel Geld gewettet wird. Es handelt sich um eine uralte Tradition: Die älteste erhaltene Anleitung zur Auswahl und Haltung von Kampfgrillen stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die männlichen Grillen, die in der Arena gegeneinander antreten, betrachten sich gegenseitig als Rivalen, die aus dem Revier zu vertreiben sind. Damit es zum Kampf kommt, müssen die beiden Männchen gleich gross sein, da sonst die kleinere Grille flieht und dem Duell ausweicht. Die Insekten verhaken sich mit ihren Mandibeln ineinander und versuchen, den Gegner wegzustossen oder auf den Rücken zu werfen. Sobald eines der Männchen flieht, ist der Kampf entschieden – der Sieger bleibt stehen und singt laut. Wer den Sport ernsthaft betreibt, züchtet die Tiere und trainiert sie. Gute Kampfgrillen können bis zu 10'000 Yuan kosten, das sind nicht ganz 1400 Franken.
Anders als ihr Name vermuten lässt, enthalten Bleistifte kein Blei, sondern eine Mine aus Graphit. Die Bezeichnung «Bleistift» hat sich eingebürgert, weil man Graphit früher irrtümlich für das Bleierz Galenit hielt. Graphit ist jedoch Kohlenstoff in reiner Form, bei dem die Kristallstruktur allerdings in Schichten angeordnet ist, die leicht abgerieben werden können. Die unterschiedlichen Härtegrade einer Graphitmine sind durch das Mischungsverhältnis zwischen Graphit und dem ebenfalls in der Mine enthaltenen Ton bestimmt – je höher der Graphitanteil, desto weicher die Mine.
Der Härtegrad der Mine wirkt sich auch auf die Länge der Strecke aus, die mit Bleistift gezeichnet werden kann. Ein weicher Stift (Härtegrad 8B) ist – je nach der Kraft, mit der er aufgedrückt wird, und abhängig vom verwendeten Papier – bereits nach etwa 20 Kilometern aufgebraucht. Ein harter Bleistift kann indes mehr als 50 Kilometer Schreiblänge erreichen. Das ist sehr viel, wenn man es mit anderen Schreibgeräten vergleicht: Ein Schulfüllhalter erreicht nur gerade 300 Meter pro Tintenpatrone, ein Tintenroller zwischen 1 und 2,5 Kilometer und ein Kugelschreiber zwischen 1 und 10 Kilometer.